Schildkröten-Tipps

Landschildkröten
Die Landschildkrötenhaltung ist ein schönes, aber auch anspruchsvolles Hobby, bei dem man einiges beachten sollte:

Besonderer Schutz
Schildkröten sind Wildtiere, die in der freien Natur aufgrund ihres Status und der Bedrohung ihres Fortbestands besonders geschützt werden müssen. In Deutschland wird der Schutz der Schildkröten im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) festgelegt. So unterliegen z.B. die griechische, die maurische und die Breitrandschildkröte der Melde- und Dokumentationspflicht. Das heißt mit der Anschaffung und dem Besitz einer Schildkröte muss jeder Halter sein Tier der zuständigen Landesbehörde melden und zwar unverzüglich und schriftlich. Zusätzlich unterliegen diese Arten der Kennzeichnungspflicht. Üblicherweise erfolgt dieses durch einen Mikro-Chip-Transponder. Da aber Schildkröten erst ab 500 g diesen Chip implantiert bekommen dürfen, ist die Fotodokumentation anerkannt. Hier müssen neben der Abbildung der Ober- und Unterseite des Panzers auch Angaben über Gewicht, Alter, Geschlecht und sonstige Merkmale angegeben werden.

Streng geschützte Arten
Zu den streng geschützten Arten der Landschildkröten gehört u.a. die russische Steppenschildkröte. Auch sie ist meldepflichtig, auch wenn diese Art nicht einer Kennzeichnungspflicht unterliegt.

Was braucht die europäische Landschildkröte?
Wir möchten hier für die interessierte Öffentlichkeit nur ganz allgemein auf den Mindeststandard eingehen. Wer weitergehende Fragen hat, kann sich gern an unseren Verein wenden.
Ab April bis Oktober, also nach der Winterruhe, können europäische Landschildkröten draußen gehalten werden. Vorausgesetzt, die Temperaturen sind frühlingshaft und es gibt keinen Nachtfrost. Da es viele Arten gibt, die unterschiedliche Bedürfnisse haben, soll erst einmal nur auf die häufigste Art, die hierzulande gehalten wird, die griechische Landschildkröte, eingegangen werden.

Gehege-Gestaltung
Ideal ist im Garten ein großes, geräumiges, aber auch ausbruchsicheres  Freigehege, in dem die Tiere ihre Touren machen können. Man kann Schildkröten in Gruppen halten, wenn ein entsprechend großes Arial vorhanden ist, um Rangkämpfe zu vermeiden.

Jungtiere müssen abgedeckt gehalten werden, damit andere Wildtiere wie Greifvögel, Fuchs, Wiesel, aber auch Katzen und Hunde keinen Zugriff haben. Hier eignet sich eine stabile Metallgage.

Abwechslung im Gehege
Ein abwechslungsreiches Gehege hat auf jeden Fall Hügel, Steine, Höhlen, Büsche und Verstecke. Das sonnige Plätzchen für die Morgensonne ist wichtig, denn so kommt der Stoffwechsel der wechselwarmen Tiere in Schwung. Appetit und die Verdauung werden angeregt. Für kühlere und regnerische Tage brauchen die Tiere einen geschützten Unterschlupf. Hier eignet sich ein Schildkrötenhaus mit entsprechender Technik, aus dem die Schildkröten ein- und ausgehen können. So kühlen die Tiere nicht so schnell aus und erkälten sich nicht. Unter den UV-durchlässigen Stegplatten kommen sie durch die Sonneneinstrahlung schnell auf Betriebstemperatur und haben Lust zum Fressen. Das Schildkrötenhaus muss jedoch eine große Öffnung haben, damit es bei starker Sonneneinstrahlung nicht zu einem Hitzestau kommt.
Nachts graben sich die Tiere ein bzw. verstecken sich in einem Unterschlupf. Den Schildkröten stehen lockere Erde zur Verfügung und zur Eiablage eignet sich ein Sandhügel.

Fallende Temeperaturen
Auf Temperaturstürze im Frühjahr muss sich jeder Halter einstellen. Entweder richtet man ein beheizbares Schildkrötenhaus ein oder bietet den Tieren ein Terrarium im Innenbereich an. Dieses Terrarium muss mit thermostatgeregelten Wärme- und UV-Lampen ausgestattet sein, denn das Fensterglas filtert die wichtigen UV-Strahlen weg.

Schildkröten und Kinder
Vor dem Schildkrötenkauf sollte man bedenken, dass diese Tiere sich nicht zum Kuscheln eignen, da sie es nicht mögen, hochgenommen und herumgetragen zu werden. Kinder brauchen bei der Haltung unbedingt die Unterstützung ihrer Eltern.
Die tagaktiven Schildkröten kann man sehr gut bei ihren Aktivitäten beobachten, wie beim Rundgang im Gehege, beim Klettern oder Verstecken. Steht die Mittagssonne im Zenit, wird in der Mittagszeit Siesta eingelegt. Gefressen wird, wenn die Schildkröte genügend Wärme „getankt“ hat und auf Betriebstemperatur gekommen ist.

Richtige Ernährung
Landschildkröten sind vorwiegend Vegetarier. Sie fressen sehr gern verschiedenste Gräser, Kräuter und Wildpflanzen. Das tägliche Sammeln von diesem Futter sollte für jeden Schildkrötenhalter in den Tagesablauf eingeplant werden. Hier ein paar Beispiele zur Wildkräutersammlung: Brennnesseln, kleine Disteln, Gänseblümchen, Himbeerblätter, Klee, Klettenlabkraut, Löwenzahn, wilde Malve, Schafgarbe, Taubnessel, Vogelmiere, Breitwegerich, Spitzwegerich und auch Luzerne. Selbstverständlich sollten diese Wildkräuter nicht am Straßenrand gesammelt werden, da diese mit Abgasen belastet sind oder auch mit Unkrautmitteln oder Hundekot. Genügend Frischwasser muss bereitstehen: zum Trinken und Baden. Das tägliche Wechseln ist selbstverständlich. Durch diese artgerechte Ernährung wachsen Schildkröten sehr langsam heran, was ihre Natur ist. Eine Überfütterung ist trotzdem möglich, weil sie so lange fressen, wie sie Futter aufnehmen können. Ihre Herkunftsgebiete sind karg und die Lebensbedingungen sind zum Teil hart. Also bitte kein Obst und Gemüse aus dem Supermarkt verfüttern, denn das macht die Schildkröten fett und krank.  Wird die Schildkröte zu schnell zu dick, passt sie irgendwann nicht mehr in ihren eigenen Panzer, der ihr Schutz vor Feinden bietet. Aufnahme von Kalk und Phosphor ist für die Stabilität des Schildkrötenpanzers lebenswichtig. Diesen Kalk- bzw. Kalziumbedarf deckt man z.B. über die Gabe von Sepiaschalen ab. Aber auch Zugaben über das Trinkwasser sind möglich. Durch unsere Jahreszeiten und die bedingte Vegetation bietet man den Schildkröten viel abwechslungsreiches Futter während des Jahres an.

Wenn der Herbst kommt
Im späten Herbst, wenn die Sonne weniger scheint und die Tage kürzer werden, reduziert sich auch die Futteraufnahme. Langsam fährt der Stoffwechsel herunter. Im Freigehege sollte man nun seine Tiere in einem kleineren Arial halten, damit sie sich nicht unkontrolliert eingraben. Denn graben sie sich nicht tief genug ein, erfrieren sie im Winter. Ideal ist eine Winterruhe bei 4 – ca. 6 ° C in den Monaten Ende Oktober bis Mitte/Ende April (je nach Witterung). Das Umfeld der Winterruhe muss feucht sein, sonst trocknet die Schildkröte aus und überlebt den Winterschlaf nicht. Da unsere modernen Keller zu warm und zu trocken sind, empfiehlt sich ein separater Kühlschrank. Hier lässt sich die Temperatur gut einstellen und man kann die Tiere regelmäßig kontrollieren, d.h. das Gewicht wird regelmäßig geprüft und die Schildkröten mehrmals wöchentlich befeuchtet. Foto: Überwinterungskiste mit Laub. Darunter schläft eine Schildkröte.

Wenn die Schildkröte krank wird
Auch eine Schildkröte kann einmal krank werden. Hier braucht man die Hilfe eines Reptilienfachtierarztes, der nicht nur bei Krankheit hilft, sondern auch die Entwurmung durchführt. Nicht zu Letzt können die vielen Fachbücher empfohlen werden, in dem seit Jahren erfahrene Schildkrötenhalter ihr Wissen weitergeben.

Unsere Hilfe für Sie
Liebe Tierfreunde, das ist nur ein ganz kleiner Einblick. Uns – als Tierschutz Siebengebirge – liegt gerade der Artenschutz sehr am Herzen. Bitte informieren Sie sich vor der Anschaffung einer Schildkröte über die Bedürfnisse des Tieres, was die Haltung und Ernährung betrifft, damit diese faszinierenden Panzertiere ein langes, glückliches und artgerechtes Leben haben. Jede Haltung einer Land-Schildkröten muss der hiesigen Landesbehörde angezeigt werden. Das prüfen wir auch bei Fundtieren. Aber wir geben auch gerne Hilfestellung, wenn Halter und zukünftige Schildkröten-Besitzer unsicher sind und Fragen haben. Kontakt: Andrea Schurig, Tel.  02645-55 03 169