Unsere wahre Geschichte zum 4. Advent

Von Julius und dem Ende seiner Entbehrungen …

Das Vereinsjahr 2023 begann bei uns mit einem Anruf des Ordnungsamts am 1. Januar. Uns wurde ein 13 Jahre alter Schäferhund gemeldet, der in einer verwahrlosten Wohnung “lebte”. Was war passiert?

Sein Frauchen war schon lange schwer krank und konnte sich in den letzten Monaten fast gar nicht mehr um ihn kümmern.

Wir packten unsere Sicherungs-Utensilien zusammen und machten uns auf den Weg. Was uns wohl erwarten würde?
Vor dem Haus wurden wir schon vom Ordnungsamt empfangen. Die Ordnungsbeamten trugen Schutzanzüge und Atemmasken. Sie hatten den Hund bereits rausgeholt; dieser lag auf der Wiese.

Was die Helfer vor Ort vorfanden, war entsetzlich: Unrat, Müll, übervolle Säcke, Beutel, Taschen und Kartonagen stapelten sich im Flur und in allen Räumen. Der Gestank war unbeschreiblich …

Ein etwas tiefer liegendes Zimmer war mit einer ca. 15 cm hohen Urin- und Kotlache gefüllt. Dies musste der “Erleichterungsort” des Hundes gewesen sein…über viele, viele Monate. Ein “Futternapf” war voll mit verschimmelten Trockenfutter. Von frischem Wasser keine Spur.

Wir kümmerten uns um den alten Schäferhund. Er bewegte sich kaum; hob nur schwerfällig den Kopf. Seine Augen blickten uns ruhig und voller Vertrauen an. Der Allgemeinzustand des Hundesenioren machte uns fassungslos. Das Einsatz-Team trug den Hund ins Auto, er war zu schwach zum Laufen und schon auf der Fahrt zu unserer Auffangstation, dem Orscheider Tierschutzhof, überlegten wir uns, was wir mit diesem Hund machen…..zuerst bekam er einen Namen: Julius. Im Hof angekommen, zeigte sich schnell, dass Julius abgemagert war und keine Muskulatur mehr hatte. Das Laufen fiel ihm unendlich schwer. In seinem Hundezimmer bekam er Futter, frisches Wasser und einen warmen, weichen Schlafplatz. Julius war so erschöpft, dass er einfach einschlief.

Die Emotionen überschlugen sich bei uns….glücklich über die Sicherung und Rettung dieses alten Hundes – verzweifelt über seine Zukunft…. Die quälende Frage, wer diesen betagten und klapprigen Hund adoptieren möchte, ließ uns nicht los. Wir beratschlagten uns und kamen zu dem Ergebnis, dass wir einen Gnadenbrotplatz für ihn suchen. Bis dahin blieb er in unserem Tierschutzhof und unser Hunde-Versorger-Team kam 3-4 Mal am Tag, fütterte ihn, streichelte ihn sanft und führte Julius ganz vorsichtig auf unserer Freilaufwiese umher. Er sog jede Aufmerksamkeit, jede Streicheleinheit und Ansprache wie ein Schwamm in sich auf….Jeder einzelne von uns war traurig, wenn er das Hundezimmer wieder verließ und Julius ihm sehnsüchtig nachschaute und bis zur Tür hinterhertapste.

Aufgrund unseres Pressetextes meldeten sich ein paar wenige Bewerber für Julius, doch es passte nicht so richtig bis….sich eine Familie meldete, die auf unseren Hilferuf aufmerksam geworden ist. Aufgrund des Telefonates wagten wir kaum zu glauben, was sich im persönlichen Kennenlernen erfüllte: Ein Ehepaar mit viel Zeit, mit viel Platz, mit unbeschreiblich viel Liebe im Herzen und einer minimalistischen Erwartungshaltung an den Hund. Konnte es solche Menschen wirklich (noch) geben??

Die Adoptanten kamen zu unserem Hof in Orscheid. Mensch und Hund lernten sich kennen und wenig später brachten wir Julius in diese Gnadenbrotstelle. Wir vertrauten diesen besonderen Menschen, einen so besonderen Hund an, der wahrscheinlich viele Jahre auf diesen Abschnitt des Glücks in seinem Leben gewartet hat.

Und dann startete Julius noch einmal durch!

Von Anfang an standen wir mit der Familie in engem Kontakt und bis heute erhalten wir von ihnen immer wieder wundervolle Fotos und Erzählungen von einem Hund, der mit dem Julius von früher kaum zu vergleichen ist. Seine Menschen haben ihn ganz vorsichtig wieder an das Laufen und an Spaziergänge gewöhnt, seine Muskulatur, sein ganzer Bewegungsapparat ist nach und nach wieder aufgeblüht, er nimmt rege am Familienleben teil und liebt es, in der Sonne zu liegen.

Jeden Tag dankt es der mittlerweile 14-jährige Julius seiner Familie, das sie ihn “entdeckt” und nicht übersehen haben…

Lieber Julius, wir wünschen Dir und Deiner Familie eine wunderschöne, unbeschwerte Zeit und danken der Familie von Herzen, dass sie sich auf diesen wunderbaren Hund eingelassen haben.

So kam zusammen, was zusammen gehört…… Herz-Menschen und Herz-Hund!